Hoisdorf-Oetjendorf

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Radwanderkarte
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Schober, Eberhard
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Schober, Katrin
Hoisdorf (Amt Siek) Urkundlich erstmals als „Hogerstorpe“ 1279 erwähnte, war Hoisdorf wahrscheinlich als sog. Rodungsdorf Mitte des 13. Jh. gegründet worden und wurde 1339 an das Hamburger Domkapitel verkauft. Nach dem Ende der geistlichen Herrschaft 1576 folgte Herzog Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf, der Hoisdorf dem Amt Trittau zuwies. 1708 zählte Hoisdorf 39 Gebäude. Zur ortsgeschichtlichen Zäsur wurde die 1771 begonnene Verkoppelung – die Ländereien (einschließlich Allmende) wurden für die Einzelwirtschaft neu vermessen, als Eigenbesitz aufgeteilt und durch Knicks abgetrennt von benachbarten Ländereien. 1857 erhielt Hoisdorf eine Schule, nachdem die Einwohnerzahl zwischenzeitlich bis 709 (1845) angestiegen war.

Bei Bildung des preußischen Landkreises Stormarn 1867 zählte Hoisdorf 128 Gebäude (85 Wohnhäuser sowie 43 Ställe, Scheunen und Backhäuser). 1895 erhielt der Ort, der sechs Jahre zuvor zum Amtsbezirk Lütjensee gekommen war, erstmals Telefonanschluss, kurz vor dem Ersten Weltkrieg auch Elektrizität. Dennoch sank aufgrund der Abwanderung in die nahe, prosperierende Großstadt Hamburg die Bevölkerungszahl in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg (1867: 627 Einwohner, 1910: 557 Einwohner). Umgekehrt kam es vereinzelt zum Landhaus- und Villenbau durch begüterte Hamburger (Landhaus Bandlie im Schwarzenbrook 1896/97, Villa Waldfrieden 1914). Nachdem das Dorf bereits an der Strecke der 1907 eröffneten Südstormarnschen Kreisbahn einen Bahnhof erhalten hatte, kam ihm auch die Endstation der sog. Walddörferbahn (heute U-Bahnlinie 1) im nahen Großhansdorf zu Gute. Der Einwohnertrend kehrte sich um, die Bevölkerungszahl stieg im weiteren Verlauf des 20. Jhs. stetig an. Zudem wurde der landschaftlich schön gelegene Ort nach Einweihung der Walddörferbahn zum Ziel großstädtischer Ausflügler. Hamburger Reformpädagogen fanden in Hoisdorf ihre Domizile (u.a. Schullandheim, 1922), eine Jugendherberge wurde eingerichtet, Ausflugslokale entstanden. Der 1923 begründete Reiterverein spielte – mit Unterbrechungen – künftig eine wichtige Rolle in der dörflichen Gesellschaft. Zugleich schuf die stetig steigende, jedoch ungeregelte Besiedlung – u.a. an der Baggerkuhle – zunehmende infrastrukturelle Probleme.

Die NS-Diktatur ab 1933 wurde von großen Teilen der bäuerlichen Bevölkerung und dörflichen Führungselite mehr oder weniger offen unterstützt (nur der Ortsteil Achterndiek galt als Widerstandshort). Jüdische Einwohner mussten Hoisdorf verlassen und ihr Eigentum aufgeben, wie Hugo Hartig, Besitzer der Villa Waldfrieden. Der Zweite Weltkrieg brachte u.a. die Zuwanderung Hamburger Bombenflüchtlinge, von denen nicht wenige dauerhaft in Hoisdorf ansässig blieben und einen eigenen Verein gründeten. Nach Kriegsende kam es zum Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen und den damit verbundenen Ernährungs- und Wohnraumproblemen. In Folge raschen Siedlungsbaues zerfiel das großflächige Hoisdorf, das 1948 zum Amt Lütjensee kam (1972 zu Siek) immer stärker in einzelne Ortsteile, u.a. Schwarzenbrook und die später zur modernen Siedlung ausgebaute Baggerkuhle. Die frühere Villa Waldfrieden wurde zum überregional bedeutsamen kirchlichen Veranstaltungszentrum Haus Lichtensee umgewandelt. 1964 erfolgte ein Schulneubau. Von großer wirtschaftlicher Bedeutung war die Ansiedlung der Dichtungsringe-Firma Bruss Ende der 1960er Jahre. 1971 wurde das Stormarnsche Dorfmuseum begründet, 1987 die Hoisdorfer Teiche zum Naturschutzgebiet erklärt. Zur bedeutsamen kommunalpolitischen Wendemarke wurde die 1978 vollzogene Vereinigung mit dem benachbarten Oetjendorf (Bornbek, Fuhrwegen).

Text -Auszug aus Stormarn Lexikon (Hg. B. Günther), Neumünster 2003
Zitatauszug von S. 164 f, Norbert Fischer.